5 Fragen an Prof. Dr. Kirsten Schlegel-Matthies
Prof. Dr. Kirsten Schlegel-Matthies ist Professorin für Fachdidaktik Hauswirtschaft (Konsum, Ernährung, Gesundheit) an der Universität Paderborn. Seit 2016 berät sie die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz als Mitglied im Kuratorium und bringt hier besonders die wissenschaftiche Sicht auf Verbraucherschutz und Verbraucherbildung ein.
Aus welcher Perspektive betrachten Sie die Stiftungsarbeit?
Mein fachlicher Schwerpunkt ist die Verbraucherbildung und mit diesem Fokus schaue ich auch auf die Stiftungsarbeit. Konkret geht es um eine auf die alltägliche Lebensführung bezogene Perspektive, die auch die jeweils unterschiedlichen Handlungsspielräume der Verbraucher:innen berücksichtigt und zugleich nicht nur einzelne Aspekte betrachtet, sondern die alltägliche Lebensführung insgesamt in den Blick nimmt.
Welche Ansprüche haben Sie an eine gelungene Verbraucherbildung?
Eine Verbraucherbildung hat die Aufgabe, Verbraucher:innen dabei zu unterstützen, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen und auf der Grundlage von Wissen zu urteilen. Das bedeutet, Verbraucherbildung sollte die Reflexion von Angeboten, Strategien des Marketings, Informationsquellen, gesellschaftlich gesetzten Werten oder Expertenmeinungen sowie eigenen Zielen befördern. Dabei ist zentral, dass die Lernenden nicht überwältigt werden (Beutelsbacher Konsens), sondern einen eigenen Standpunkt entwickeln können.
Früh übt sich, wer ein:e selbstbestimmte Verbraucher:in werden möchte. Gibt es ein „zu spät“?
Nein, ein „zu spät“ gibt es definitiv nicht. Selbstverständlich sollte Verbraucherbildung frühzeitig – am besten schon in der Grundschule – beginnen und bis zum Ende der Pflichtschulzeit in allen Schulen verpflichtend sein. Aber Menschen sind ihr Leben lang Verbraucher:innen, Handlungsfelder ändern sich und immer neue Fragen tauchen auf. Verbraucherbildung umfasst auch lebenslanges Lernen und außerschulische Angebote für jedes Alter.
Wo sehen Sie aktuell die größten Lücken in der Verbraucherforschung? Bei welchen Fragestellungen sehen Sie die größten Forschungsbedarfe?
Tatsächlich sehe ich einen immer noch großen Forschungsbedarf im Bereich der Verbraucherbildung. Zahlreiche andere Bereiche sind gut durch Programme und Finanzierungsmöglichkeiten abgedeckt. Aber z. B. Fragen der Wirksamkeit von verbraucherbildenden Angeboten allgemein oder bezogen auf unterschiedliche soziale Milieus, Altersgruppen usw. sind noch wenig erforscht. Leider wird Forschung in der Verbraucherbildung zu wenig gefördert.
Was motiviert Sie, sich als Mitglied im Kuratorium zu engagieren?
Ich hoffe, dass ich mit meiner Expertise dazu beitragen kann, die gute Arbeit der Stiftung zu unterstützen und Verbraucherbildung in ihrer Bedeutung auch für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft immer wieder in die gesellschaftliche Diskussion zu bringen.
Herzlichen Dank, Frau Prof. Dr. Schlegel-Matthies, für das Interview und Ihren wertvollen Einsatz in unserem Kuratorium.