
Finanzbildung und Finfluencing: Verbraucherstiftung lud zum Dialog
Rückblick auf das Dialogforum „Gute Finfluencer? Schlechte Finfluencer?“ der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz
- 100 Gäste aus Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft Schule und Medien trafen sich am 08. April 2025 zum Austausch in Berlin.
- Bundesminister der Finanzen, Dr. Jörg Kukies, hob in seinem Grußwort die die individuelle und gesellschaftliche Relevanz solider Finanzkompetenzen hervor.
- Einblicke hinter die Kulissen des Finfluencers Thomas Kehl (Finanzfluss), Beispiele von Finanzbildungsmaßnahmen in Schule und Social Media sowie eine Fishbowl-Diskussion mit allen Expert:innen offenbarten zahlreiche Perspektiven und deckten Bildungsbedarfe auf.
Finfluencer:innen gewinnen als Informationsquellen mehr und mehr an Bedeutung. Sie erreichen ein Millionenpublikum, transportieren Wissen, empfehlen Finanzprodukte und nehmen so Einfluss auf wichtige finanzielle Entscheidungen – positiv wie negativ. Was unterscheidet seriöse von dubiosen Finfluencer:innen? Welchen Stellenwert nehmen sie für die finanzielle Verbraucherbildung ein? Und was braucht es, damit sich Verbraucher:innen in der komplexen Welt der digitalen Finanzprodukte und -informationen zurechtfinden können? Das diskutierte die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz (DSV) mit Expert:innen aus Wissenschaft, Schule, Verbänden, Politik und Wirtschaft am Dienstag, den 08. April 2025, in Berlin.
In seinem Grußwort betonte Dr. Jörg Kukies, Bundesminister der Finanzen die Notwendigkeit der Stärkung finanzieller Verbraucherbildung in und für den digitalen Raum.
Aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtete Dr. Sally Peters vom Institut für Finanzdienstleistungen e.V. die Rolle von Finfluencer:innen zwischen Infotainment, Geschäftsmodell und (un)abhängiger Finanzbildung. Hier verdeutlicht sie, dass Finfluencer:innen großes Potenzial zur breiten Finanzbildung böten. Gleichzeitig bestünden für Verbraucher:innen jedoch Risiken durch unzureichende Qualifikation und fehlende Transparenz.
BEISPIELE AUS DER PRAXIS
Als bedeutende Aufgabe seiner Arbeit hob Thomas Kehl, Gründer und Finfluencer bei Finanzfluss, im Gespräch mit Verbraucherschützer Thomas Beutler hervor, vermeintlich dröge Finanzthemen spannend und interessant zu gestalten. Empfehlungen für konkrete Finanzprodukte seien dabei ein Tabu, konstatierten die beiden Experten.
Marian Kulig (Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen) gewährte Einblicke in das durch die DSV geförderte Social-Media-Projekt 'Faktencheck Finanzen'. Wichtig bei der Vermittlung von Finanzwissen sei neben der Sensibilisierung für Abzocke-Maschen in den sozialen Medien besonders das Aufzeigen von Handlungsalternativen im Umgang mit den eigenen Finanzen.
Dass die Institution Schule in der finanziellen Verbraucherbildung und bei der Sensibilisierung für Inhalte im Netz eine zentrale Rolle spielt, wurde deutlich, als das Projekt ‚Verbraucherchecker‘ des Verbraucherzentrale Bundesverbandes seine Herangehensweise vorstellte. Der Lehrer Dr. Andreas Husicka und seine Schüler Moritz Gödde und Lars Bergmeier vom Gymnasium Nepomucenum in Rietberg gaben gemeinsam mit der Verbraucherchecker-Trainerin Rachel Roszak Einblicke, wie Schüler:innen mit Finfluencing umgehen und wie das Thema auf Augenhöhe aufgegriffen werden kann.
PODIUMSGESPRÄCH UND FISHBOWL IDENTIFIZIERTEN BAUSTELLEN
Im Podiumsgespräch diskutierten Dr. Sabine Reimer (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Dr. Vera Fricke, Verbraucherzentrale Bundesverband, und Martin Daut, Quirion AG, aus den Perspektiven des der Aufsicht, des Verbraucherschutzes und der Wirtschaft, wo Verantwortlichkeiten im Umgang mit digitalen Finanztipps liegen, wo strukturelle Mechanismen greifen und fehlen und wie weit der präventive Verbraucherschutz, die Verbraucherbildung, wirken kann.
In der abschließenden Fishbowl zum Lernort Social Media und der Zukunft finanzieller Verbraucherbildung waren alle Gäste des Dialogforums gefragt. Impulse von Dr. Nicola Brand (Leiterin des OECD Berlin Centre), Christian W. Röhl (Finanzanalyst und Chief Enonomist bei Scalable Capital), Thomas Beutler (Verbraucherzentrale Saarland) und Fabian Ernstberger (Experte für Jugenddialog und Verbraucherchecker) hoben hervor, dass Einflüsse aus den sozialen Medien auf das Finanzwissen von Verbraucher:innen kein kurzer Trend, sondern ein Phänomen sind, die in Bildungsaktivitäten mitgedacht werden müssen. Einigkeit herrschte darüber, dass finanzielle Verbraucherbildung alle Verbraucher:innen betrifft. Hier ist bleibt Schule der wichtigste Hebel. Doch auch andere Altersgruppen mit anderen finanziellen Herausforderungen dürfen nicht allein gelassen werden. Herausforderung sei, die jeweilige Zielgruppe mit Informationen und Aktivitäten in ihrer Lebenswelt abzuholen.
Die Veranstaltung fand ihren Ausklang in einem Get-together.
Fotos: © DSV/Jan Zappner