Im Gespräch mit Stefanie Bauerdick
Ein Blick ins Klassenzimmer
Mit ihrem beeindruckenden Einsatz gehört Stefanie Bauerdick, Lehrerin am INI Berufskolleg Lippstadt, seit 2020 zur Verbraucherschul-Familie. Seit 2021 hat sie sich mit ihren Schüler:innen sogar für die Verbraucherschul-Plakette in Gold verdient gemacht und hat Verbraucherbildung in all ihren Facetten fest in ihrem Lehrplan verankert.
Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen, Wünschen und Ideen, wie Verbraucherbildung in Deutschland vorangebracht werden kann.
Was schätzen Sie am Netzwerk Verbraucherschule? Der Austausch ist Gold wert: auch über Bundeslandgrenzen hinweg erfährt man, wie andere Schulen den Umgang mit Verbraucherbildung handhaben und vor allem welche konkreten Unterrichtsideen und Schulprojekte sie umsetzen.Man kann Ideen für sich adaptieren, testen und hat zudem immer Unterrichtsmaterial zur Hand. Das schmälert den Aufwand und macht die Einbindung in den Schulunterricht leichter und gleichzeitig besonders abwechslungsreich – nicht nur für die Schüler:innen sondern für mich als Lehrerin gleichermaßen.
Außerdem verfügt das Netzwerk über eine immense Multiplikatorenwirkung. Teilnehmende Lehrkräfte tragen Inhalte und Ideen in ihr Kollegium und motivieren dazu, Unterricht alltagsnah und fächerübergreifend zu gestalten.
Was begeistert Sie an diesem Themenbereich als Lehrerin? Wie setzen Sie Verbraucherbildung in Ihrem Unterricht um? Verbraucherbildung bietet immer wieder neue Themen und kann tagesaktuellen Bezug haben: sei es z.B. der Nutri-Score oder die Diskussion um an Kinder gerichtete Werbung für zuckerhaltige Lebensmittel. Inhalte, die uns allen im Alltag begegnen, wecken das Interesse der Schüler:innen und auch ich lerne im Unterricht immer wieder dazu.
Zu meinen Lieblingsprojekten zählt hier unser Nutri-Score Projekt. Meine Schüler:innen haben Getränke mitgebracht und bewertet. Aspekte wie der Nutri-Score, der Preis, Fairtrade-Labels und natürlich der Geschmack vermitteln ihnen ein Bewusstsein für Mehrdimensionalität. Sie lernen, dass es nicht die eine richtige Konsumentscheidung gibt und bringen Toleranz für andere Meinungen und Entscheidungen auf.
Besonders spannend fand ich auch unser Marmeladenprojekt. Schüler:innen haben gekocht, etikettiert, ihr Produkt mit Plakaten beworben, Preise berechnet und die Marmeladen schließlich verkauft. Projekte wie diese verdeutlichen besonders, wie die Auseinandersetzung mit Verbraucherbildungsthemen übergreifendes Lernen fördert und theoretische Unterrichtsinhalte mit Leben füllt.
Was wünschen Sie sich für schulische Verbraucherbildung? Sie muss in Deutschland dringend gestärkt werden – nicht zwingend als Schulfach, jedoch sollten ihre Inhalte in jeder Schule im Unterricht integriert sein. Dafür braucht es Geld und Sichtbarkeit: Lehrende müssen darin geschult werden, Alltagswissen praktisch und lebensweltbezogen einzubinden, damit junge Menschen beim Start ins Leben nicht ins kalte Wasser geworfen werden.
Wie kann das geschehen? Haben Sie Ideen, wie noch mehr Schulen erreicht werden können? Das Netzwerk Verbraucherschule ist hier Vorreiter mit enormem Potenzial. Die große Reichweite des Netzwerkes zeigt, dass bei Lehrenden und Lernenden großer Bedarf besteht, Verbraucherthemen in der Schule aufzugreifen. Ich finde es wichtig, dass ebendies auch in Schulen ankommt, die sich noch nicht so intensiv mit diesen Inhalten beschäftigt haben. Eine Idee ist zum Beispiel der Einsatz von Multiplikator:innen der Verbraucherbildung. Das könnten Lehramtsstudierende sein. Indem sie Projekttage an Schulen umsetzen, würde die „Angst vor dem Neuen“ genommen werden. Denn wiegesagt bedeutet die Integration von Verbraucherbildung kaum Mehraufwand sondern ein Umdenken.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Bauerdick!
Das Interview führte Luise Will
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